Historie des Hafens – Oliver Volmerich
Oliver, wenn der Lensing Media Port sprechen könnte – was würde er wohl über seine Vergangenheit erzählen?
Oliver Volmerich: Er würde erzählen, dass er 1899 ein echtes Vorzeigeprojekt war – mit moderner Technik wie elektrischen Lastenaufzügen und einer Fassade im Stil der Gründerzeit. Er war eines der ersten Gebäude des neuen Hafens und wurde gemeinsam mit dem Hafenamt eingeweiht. Damals wie heute: ein Symbol für Aufbruch.
Kannst du uns etwas über das erste Schiff erzählen, das vor der offiziellen Hafeneröffnung anlegte?
Oliver Volmerich: Das war im April 1899. Ein Dampfer namens „Dortmund“ legte noch vor der eigentlichen Eröffnung an und wurde symbolträchtig entladen. Ein starkes Zeichen für den Start des Dortmunder Hafens und das Lagergebäude, in dem heute der Media Port ist, war schon damals Teil dieses Moments.
Im Hafen ging es um Kohle und Erz, in der Speicherstraße um Kolonialwaren. Wie kam es dazu?
Oliver Volmerich: Der Hafen war in erster Linie Umschlagplatz für Schwerindustrie – Kohle, Stahl, Erz. Die Speicherstraße war davon losgelöst. Dort wurden Waren wie Kaffee, Gewürze oder Textilien gelagert. Kolonialwaren eben. Das passte nicht nur logistisch, sondern auch symbolisch zum internationalen Handel, der hier abgewickelt wurde.
Was ist eigentlich aus den alten Hafenmauern geworden?
Oliver Volmerich: Viele Elemente aus der Gründerzeit sind verschwunden, aber manches wurde gerettet. Die Backsteinoptik, das Hafenamt, der Kran vor dem Media Port: das sind Relikte, die bewusst erhalten oder wieder integriert wurden. Eine wichtige Verbindung zur Geschichte des Ortes.
Siehst du den Kran vor dem Media Port als Symbol?
Oliver Volmerich: Ja. Er steht sinnbildlich für den Wandel des Hafens. Früher wurde hier verladen, heute wird vernetzt. Der Kran ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass die industrielle Vergangenheit nicht verdrängt, sondern bewusst in die Zukunft mitgenommen wird.
Was macht den Media Port besonders mit Blick auf die digitale Zukunft?
Oliver Volmerich: Er steht an einem Ort, der für Wandel und Aufbruch steht. Mit Geschichte im Fundament und Zukunft im Blick. Der Media Port verbindet modernes Arbeiten, Kreativität und digitale Innovation in einem Raum mit starker Identität. Das schafft man nicht an jeder Ecke.
Wird das Viertel um den Media Port das „Silicon Valley“ des Ruhrgebiets?
Oliver Volmerich: Es gibt Potenzial. Die Stadt plant hier ein digitales Quartier, das Gründer, Kreative und Medien zusammenbringt. Gleichzeitig soll die Nordstadt eingebunden werden. Wenn dieser Spagat gelingt, könnte hier ein starker Standort für digitale Transformation entstehen – auf Ruhrgebietsart.
Was hat es mit der Quartiersgarage und dem Mobility Hub auf sich?
Oliver Volmerich: Die Quartiersgarage soll Anwohner, Besucher und Mitarbeitende versorgen. Nicht nur mit Stellplätzen, sondern auch mit Lademöglichkeiten, Leihfahrzeugen und neuen Mobilitätsformen. Der Mobility Hub ergänzt das Ganze durch flexible Angebote. Ein Konzept, das zum urbanen Quartier passt.
Wie gelingt der Spagat zwischen alter und neuer Hafennutzung?
Oliver Volmerich: Der Hafen arbeitet weiter – hier wird noch „malocht“. Gleichzeitig entwickelt sich ein kreatives, digitales Umfeld. Die Mischung aus Schwerindustrie und Start-up-Kultur funktioniert, weil man sie nicht gegeneinander ausspielt, sondern nebeneinander bestehen lässt. Das macht den Reiz aus.
Wie sieht für dich die Mobilität an der Speicherstraße in zehn Jahren aus?
Oliver Volmerich: Ich denke, wir werden deutlich mehr geteilte und elektrische Mobilität sehen. Carsharing, Lastenräder, ÖPNV. Die Speicherstraße wird weniger Autostraße, mehr Lebensraum. Und hoffentlich ein Ort, an dem Arbeit, Freizeit und Nachbarschaft auf neue Weise zusammenfinden.
Und dein Lieblingsplatz?
Oliver Volmerich: Der Hafenstrand bei „Herrn Walter“. Im Liegestuhl mit einem kühlen Getränk und Blick auf das Wasser und den Media Port. Da kann man die Vergangenheit und Zukunft dieses Ortes fast gleichzeitig spüren.